Zensus in Mecklenburg-Vorpommern
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Zensus
Ein Zensus ermittelt grundlegende Informationen zur Bevölkerung über beispielsweise den Wohnort, das Alter und das Geschlecht. Viele politische Entscheidungen beruhen auf dieser soliden Datengrundlage. Beispiele sind der Länderfinanzausgleich oder die Wahlkreiseinteilung bei Wahlen. Damit Politik und Verwaltung faktenbasiert in die Zukunft planen können, sind auch verlässliche Ergebnisse des Zensus zum Gebäude- und Wohnungsbestand, zur Wohnsituation, zum Zusammenleben in Haushalten und Familien sowie zu Arbeitsmarkt und Bildung wichtig.
Registergestützter Zensus
In den Jahren 2011 und 2022 wurde in Deutschland ein registergestützter Zensus durchgeführt, d. h. ein Großteil der Daten wurde bereits aus Verwaltungsregistern – vor allem Melderegistern – gewonnen. Für die Bürgerinnen und Bürger ist diese Methode belastungsärmer als eine traditionelle Volkszählung. Ergänzend fanden Haushaltebefragungen sowie Erhebungen an Wohnheimen und Gemeinschaftsunterkünften statt. Dadurch konnten Über- und Untererfassungen, sogenannte „Karteileichen“ und „Fehlbestände“, in Verwaltungsregistern aufgedeckt und zur Ermittlung einer realitätsgerechten Einwohnerzahl statistisch korrigiert werden.
Da es keine flächendeckenden Register zum Gebäude- und Wohnungsbestand gibt, wurde neben der Bevölkerungsbefragung eine Gebäude- und Wohnungszählung durchgeführt. Hier erfolgte eine Befragung der Eigentümerinnen und Eigentümer oder Verwaltungen von Gebäuden mit Wohnraum, bewohnten Unterkünften sowie Wohnungen.
Registerzensus
Die Methode des Zensus soll schrittweise hin zu einem registerbasierten Verfahren (Registerzensus) weiterentwickelt werden. Mit dem bisherigen Ansatz lassen sich die steigenden Anforderungen der nationalen und europäischen Datennutzerinnen und -nutzer nicht mehr erfüllen. Zukünftig sollen Register und vorhandene Datenbestände noch stärker als bisher zum Einsatz kommen. Dadurch sollen zusätzliche Befragungen reduziert werden, sodass die Bevölkerung entlastet wird. Leitgedanke ist das Once-Only-Prinzip: Benötigte Informationen sollen zukünftig nur dort bei den Bürgerinnen und Bürgern abgefragt werden, wo sie nicht bzw. nicht in ausreichender Qualität oder Detailtiefe bereits in der Verwaltung oder Statistik vorliegen.
Wohnsitzanalyse und dessen Ziele
Aktuell erproben die Statistischen Ämter des Bundes und der Länder neue Methoden zur Durchführung eines stärker registerbasierten Zensus in Deutschland. Ziel ist es u.a. wohnortgenaue Bevölkerungszahlen aus bestehenden Verwaltungs- und Statistikdaten weitestgehend automatisiert ermitteln zu können. Hierzu ist die eindeutige Bestimmung einer Hauptwohnung für jede Person notwendig. Allerdings kann in einzelnen Fällen maschinell keine eindeutige Festlegung der Hauptwohnung vorgenommen werden. Im Rahmen der sogenannten Wohnsitzanalyse werden diese Personen angeschrieben und um Auskunft über ihre Hauptwohnung zum Stichtag 15. Mai 2022 gebeten.
Nach § 8a des Registerzensuserprobungsgesetzes (RegZensErpG) werden bundesweit 100.000 Personen für die Wohnsitzanalyse befragt.
Die Ergebnisse der Wohnsitzanalyse dienen der Erprobung einer neuen Zensusmethodik zur Ermittlung der Bevölkerungszahlen und werden nur innerhalb des Statistischen Verbundes und des Bundesministeriums des Innern analysiert.
Es werden ausschließlich aggregierte Gesamtergebnisse des Methodentests Bevölkerung und der Wohnsitzanalyse in Methodenberichten einer breiteren Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Diese werden nach Abschluss des Projekts zu gegebener Zeit veröffentlicht.
Die Ergebnisse des Zensus 2022 werden in der Zensus Datenbank der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder bereitgestellt.
Die im Zensus zu erhebenden Daten liefern Informationen für drei Ziele:
1. Ermittlung der amtlichen Einwohnerzahl, diese bildet die Bemessungsgrundlage, u. a. für:
- Finanzausgleich (Länder; Kommunal)
- EU-Fördergelder
- Kommunale Planung
- Einteilung der Wahlkreise
- Sitzverteilung in Gemeinderäten und Kreistagen oder im Bundesrat
- Einwohnerzahlen fließen in viele statistische Kennzahlen ein, z. B. Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf
2. Erfassung von soziodemografischen Merkmalen:
- Bereitstellung von Planungsgrößen bspw. für Bedarfsplanungen von Kindergärten, Schulen, Studienplätzen oder Einrichtungen für ältere Menschen
3. Gewinnung von Angaben zu Wohnungen und Gebäuden
- Grundlage für wohnungspolitische Entscheidungen und Maßnahmen in der Raumplanung
Praxisbeispiele
Wärmebedarfsanalyse
Ermittlung des Wärmebedarfs von Wohngebäuden in Baden-Württemberg
Für die Energiewende spielt der Wärmebedarf in Deutschland eine entscheidende Rolle. Etwa die Hälfte des gesamten Endenergieverbrauchs wird für den Wärmesektor benötigt. Eine wichtige Rolle kommt dabei der Verbesserung der Energieeffizienz von Gebäuden zu. Um Energieeinsparkonzepte entwickeln zu können, ist die Ermittlung des Wärmebedarfs vor Ort notwendig.
Träger: Landesanstalt für Umwelt des Landes Baden-Württemberg
Genutzte Zensus-Daten: Grundlage für die Berechnung des Wärmebedarfs im Wärmebedarfsatlas sind u. a. Daten des Statistischen Landesamts Baden-Württemberg aus dem Zensus 2011 zu Gebäudetyp, Baualter und Wohnfläche.
Stadtentwicklung
Beobachtungen und Ausblick zum Wohnungsmarkt in Bayern
Die staatliche Wohnraumförderung in Bayern wird immer umfassender, um dem wachsenden Bedarf an Wohnraum gerecht zu werden. Dabei gilt es, die bereitgestellten Mittel effizient einzusetzen. Das setzt umfassende Kenntnisse des regional unterschiedlichen Wohnungsmarktes voraus – die der Wohnungsmarktbericht mithilfe des Zensus liefert.
Träger: Bayerische Landesbodenkreditanstalt (Förderinstitut der Bayerischen Landesbank)
Genutzte Zensus-Daten: Basis der Analyse sind Daten aus dem Zensus 2011 zu Bevölkerungsstand, Wohnungsbestand, Wohnflächen, Wohnungsleerstand, Anzahl Privathaushalte und Haushaltsgröße.
Wohnungsmarktbeobachtung
Wohnungsmarktprofile in Niedersachsen und NRW
Wohnungsmarktbeobachtungen informieren und beraten zu den Entwicklungen an den Wohnungsmärkten in allen Kommunen. Um auf Trendveränderungen reagieren zu können, benötigen die wohnungswirtschaftlichen Akteure in Niedersachsen und NRW eine solide Informationsbasis. Die Wohnungsmarktprofile bieten diese detaillierten Informationen dank des Zensus bis auf Gemeindeebene.
Träger: NRW.Bank (Förderbank des Landes NRW) & NBank (Förder- und Investitionsbank des Landes Niedersachsen)
Genutzte Zensus-Daten: Zur Erstellung der einzelnen Profile werden Angaben zu Bevölkerungsstand, Wohnungsbestand und Art der Wohnungsnutzung aus dem Zensus 2011 genutzt.
Leerstandsstudie
Wohnungsleerstände in Deutschland
2011 wurden erstmals auch Wohnungsleerstände im Zensus erfasst. Auf dieser Basis wurden erfolgreich erprobte Strategien und Maßnahmen im Umgang mit Wohnungsleerständen in stark schrumpfenden Regionen Deutschlands recherchiert. Eine Übersicht von Lösungen im Umgang mit Wohnungsleerständen kann so bei der Leerstandsbewältigung vor Ort helfen.
Träger: Wüstenrot Stiftung Durchführung: Technische Universität Kaiserslautern
Genutzte Zensus-Daten: Als Grundlage für die Studie wurden u. a. folgende Daten aus dem Zensus 2011 genutzt: Wohnungsleerstand, Bevölkerungsstand und Baualtersstruktur.
Energiewende
Abstandsregeln für Windräder
Die Debatte um den Gesetzgebungsprozess rund um Mindestabstände von Windrädern zu Wohnhäusern wurde auch anhand von Visualisierungen geführt, die aufzeigen sollen, wie viele Flächen für die Nutzung wegfallen würden. Unter anderem anhand von Zensus-Daten wurden z. B. alle Gebiete in Deutschland ermittelt, in denen sich zu jener Zeit in einem Umkreis von 1.000 Metern um Rasterzellen mindestens zwei Einwohnerinnen und/oder Einwohner befanden.
Genutzte Zensus-Daten: Zur Darstellung der Auswirkungen wurden u. a. folgende Daten aus dem Zensus 2011 genutzt: Bevölkerungsstand, Wohnungsbestand, Anzahl Privathaushalte und Haushaltsgröße.
Online-First-Strategie


Sie haben die Möglichkeit, Ihren Fragebogen einfach, schnell und unkompliziert online auszufüllen.
© Statistische Ämter des Bundes und der Länder, 2020
Sie haben die Möglichkeit, Ihren Fragebogen einfach, schnell und unkompliziert online auszufüllen.
© Statistische Ämter des Bundes und der Länder, 2020
Beim Zensus 2022 wurde eine Online-First-Strategie verfolgt. Das hatte sowohl für Auskunftgebende als auch für die Statistischen Ämter Vorteile.
- ressourcenschonender
- Intuitive Nutzerführung erleichterte das Ausfüllen der Fragebogen
- Filterfunktionen im Onlinefragebogen beschleunigten das Ausfüllen
- geringere Fehlerquote, da bereits bei der Eingabe der Daten auf Vollständigkeit und Plausibilität geprüft wurde
- schnelleres und effizienteres Bearbeiten für die Statistischen Ämter
Die amtliche Statistik hatte sich auf die zunehmende Nutzung von mobilen Endgeräten eingestellt und die Meldeverfahren für verschiedene Endgeräte (Desktop-Rechner, Tablets, Smartphones etc.) optimiert. Die Meldung erfolgte dabei sicher und direkt über die zentrale Internetseite des Zensus unter www.zensus2022.de.
Alternativ konnte auch ein Fragebogen auf Papier bereitgestellt werden, wenn eine Online-Meldung aus verschiedensten Gründen nicht möglich war.